Phytopharmaka: Medizin aus Pflanzen
Was genau ist die Phytomedizin?
„Arzneimittel, deren wirksame Bestandteile ausschließlich aus pflanzlichem Material bestehen, wie beispielsweise Pflanzenpulver, Pflanzensekrete, ätherische Öle oder Pflanzenextrakte. Homöopathische Zubereitungen gehören damit ebenso wie definierte Pflanzeninhaltsstoffe nicht zu den pflanzlichen Arzneimitteln.“
So weit die Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für den Begriff Phytopharmaka (griech. phytos=Pflanze, pharmakon=Heilmittel). Zentrale Punkte:
- Die Arznei ist pflanzlichen Ursprungs, nicht tierischen oder mineralischen Ursprungs, nicht synthetisch hergestellt.
- Es handelt sich um pharmazeutische Zubereitungen (Tabletten, Tropfen, Kapseln, Dragees, Salben), nicht um die Pflanze selbst.
- Die Arznei enthält nicht nur einen isolierten Wirkstoff, sondern die ganze Vielfalt der in der Pflanze vorhandenen Substanzen, die gemeinsam den gewünschten Effekt erreichen sollen.
Verwendet werden die vollständige Pflanze (lat. planta tota), die Wurzel (radix), der Samen (semen), die Frucht (fructus), das Blatt (folium) oder die Blüte (flos).
Phytopharmaka sind nach den Standards der modernen Medizin hergestellt und geprüft. Sie haben sich vielfach als wirksam und sicher bei leichten bis mittleren Gesundheitsstörungen erwiesen. Bei starken Beschwerden sind jedoch oft synthetische Mittel erforderlich.
Von der Pflanze zur Arznei
Die naturwissenschaftliche Medizin geht davon aus, dass die Wirksamkeit und Verträglichkeit einer Arznei von der Dosierung der Inhaltsstoffe abhängt. Dies gilt auch für Phytopharmaka.
So sind die Hersteller pflanzlicher Arzneimittel bemüht, sicherzustellen, dass in den Präparaten eine gleichbleibende Wirkstoffmenge enthalten ist. Der Fachbegriff dafür ist „Standardisieren“.
Dabei wird der gesamte Produktionsprozess überwacht, beginnend mit der Auswahl des Saatgutes und dem Anbau. Auch der Boden und die Wachstumsbedingungen sowie Zeitpunkt und Verfahren der Ernte und die weitere Verarbeitung der Pflanzen haben einen Einfluss auf den Wirkstoffgehalt.
Häufig sind bestimmte Inhaltsstoffe der Pflanze bekannt, die für die erwünschte Wirkung verantwortlich gemacht werden. Bei standardisierten Präparaten wird der Auszug so hergestellt, dass die Wirksubstanzen innerhalb gewisser Toleranzgrenzen enthalten sind.
Daneben gibt es normierte Präparate. Darin wird die Konzentration eines einzelnen bestimmten Wirkstoffes genau festgelegt.
Sicherheit und Qualität
Auch Phytopharmaka müssen – etwa im Gegensatz zu homöopathischen Präparaten – das normale Zulassungsverfahren für Arzneimittel durchlaufen. Dabei sind Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit nachzuweisen.
Nur standardisierte bzw. normierte Präparate erhalten eine Zulassung als pflanzliches Arzneimittel. Ein nach schulmedizinischen Kriterien zugelassenes Arzneimittel hat damit gegenüber selbst hergestellten Zubereitungen mehrere Vorteile:
- Es enthält die wirksamen Substanzen in einer gleichbleibenden Menge.
- Die Konzentration ist durch moderne Auszugsverfahren oft deutlich höher als in der Natur.
Dadurch sind diese Arzneien der modernen Phytomedizin sehr wirksam. Dafür steigt aber auch die Wahrscheinlichkeit unerwünschter Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Präparaten. Daher sollten Patienten, die pflanzliche Arzneien nehmen, dies immer ihrem Arzt mitteilen.
Eine Besonderheit von Phytopharmaka ist, dass durch die Vielzahl der enthaltenen Wirkstoffe die Wirkung nicht immer in eine Richtung geht, sondern von der Verfassung des Patienten abhängt. Manche Präparate können ein gestörtes Gleichgewicht normalisieren. So kann ein und dieselbe Arznei einen zu hohen Blutdruck senken oder einen zu niedrigen erhöhen.
Tee als spezielle Darreichungsform
Eine beliebte, weil einfache und preisgünstige Anwendung von Heilpflanzen sind Tees. Diese lassen sich gut bei leichten Gesundheitsstörungen einsetzen.
Sie enthalten die Pflanzenwirkstoffe allerdings nur in einer geringen Konzentration. Wenn die Beschwerden stärker sind, helfen sie nicht weiter. Dann sind hoch konzentrierte Präparate erforderlich, um das Problem gezielt zu bekämpfen.
Auch wenn man hier und da Tipps lesen kann, wie man Heilkräuter für einen Tee selbst sammelt, ist dies nicht unproblematisch:
- Wild wachsende Pflanzen enthalten die wirksamen Substanzen in einer völlig unbekannten Konzentration. Der selbst gebraute Tee kann also unterdosiert (d.h. unwirksam) oder überdosiert (eventuelle Nebenwirkungen) sein.
- Die Pflanzen sind möglicherweise mit Umweltgiften belastet.
Diese Probleme werden bei einem kontrollierten Anbau im Auftrag eines Arzneimittelherstellers vermieden. Man tut also gut daran, Arzneitee von kontrollierter Qualität in der Apotheke zu erwerben.
Außerdem kann man dann den Apotheker nach der richtigen Zubereitung des Heiltees fragen. Denn manche Heilpflanzen müssen länger, manche kürzer ziehen, einige werden mit kochendem Wasser übergossen, einige in kaltes Wasser gegeben – dies ist für die Wirkung sehr wichtig.
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